Weitere luftaufnahmen von Cheseaux
Die Herrschaft von Cheseaux gehörte ursprünglich einer Ritterfamilie, die dessen Name trug. Diese starb im 15. Jahrhundert aus. Ende des 14. Jahrhunderts besassen die Herren von Oron Cheseaux; dann waren es die de La Sarra bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. Die Witwe von Georges La Sarra, die 1515 starb, heiratete Jean Champion und brachte ihm die Herrschaft in die Ehe. Der Enkel desselben, Francois Champion, verkaufte seinen Besitz von Cheseaux an Ihre Exzellenzen von Bern in 1547. Aber er hatte eine Schwester, Claude, die auch Rechte auf die Territorien von Cheseaux hatte. In zweiter Ehe mit Fernand Loys, setzte sie ihren Erben in 1554 ein.
Fernand Loys kaufte das zurück, was sein Schwager verkauft hatte, die Territorien von Cheseaux; und er wurde zum Haupt der Herrschaft, die zwei Jahrhunderte im Besitz seiner Familie blieb. Der berühmte Physiker und Astronom Jean Philippe Loys (1718-1751), wurde Herr von Cheseaux. Er liess ein Observatorium in der Ortschaft errichten, wo er sich freute, die Belehrung zu verbreiten. Sein jüngere Bruder, Karl, verkaufte in 1769 "das alte, und das neue Schloss" und die gesamte Herrschaft an Marc de Boutes, Herr de Verdun, de Corcelles und de Champvent. Diese Familie behielt Cheseaux bis zur Revolution.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts gehörte das "neue Schloss", das uns interessiert, noch der Familie de Goumoens.
Dieses Gebäude stand also vor 1769. Was die Architektur betrifft, so könnte es in der Tat in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet worden sein, während es noch der Familie de Loys gehörte. Jedoch sind es die Wappen der der Familie de Boutes, die man im Giebel, der die Hauptfassade schmückt, skulptiert sieht. Vielleicht wurden sie damals angebracht.
Der Grundriss ist ziemlich verwirrend aufgeteilt. Es ist klar, dass Umbauten in unserem Zeitalter erfolgt sind, die den Zustand des ursprünglichen Ortes merklich verändert haben. Jedoch erkennt man klar, dass das Vorzimmer und die Treppe nicht viel Ausmass hatten. Das Vorzimmer sieht aus wie ein breiter Gang, der das Gebäude durchquert; die Treppe, in der Nähe der Eingangstür, scheint in ihrer Ecke gut zu stehen. Schöne Zimmer bilden eine Reihe im Westen, auf der Seite des Parks.
Die Hauptfassade scheint, die im Osten zu sein, mit dem Eingang. Vorgebäude deuten Flügel an den äusseren Seiten an. Im Zentrum, sind das Tor und das Fenster, die es auf dem Stockwerk überblicken mit dorischen Pilastern eingerahmt, die auf einem Hauptgesimse einen kleinen Giebel tragen, der im Mansarden Dach eingeschnitten wurde. Man bemerkt, dass die Ketten an den Ecken der Vorgebäude auf der Höhe des Bodens des Stockwerkes durch ein kleines Kranzgesims unterbrochen werden, und eigentlich durch ein Kordon geschmückt werden sollten. Aber dieser hätte diese Fassade schwerfällig gemacht. Es wäre in der Gegenfassade im Westen störend, wo drei Jochweiten ionischer Pilaster stehen, ein Attika, das von einem gebogenen Giebel gekrönt wird, der einen sehr wenig hervorstehenden zentralen Körper bildet. Der Unterschied im Charakter und im Massstab dieser zwei Fassaden erstaunt. Der Architekt konnte keine zusammenhängende und organische Einheit verwirklichen. Der Steinkörper des Schlosses Cheseaux blieb innerhalb der Formen der Architektur, mit der man es beleben wollte.
Im Osten steht die Hauptfassade mit doppeltem Vorgebäude, kleiner äusserlichen Eingangstreppe, Pilaster griechischen Stils, Wappen im Giebel, der im Dach eingerichtet wurde.
In den Abhandlungen über die Astronomie, insbesondere in den Kapiteln über die Vorgänger, begegnet man von Zeit zu Zeit dem Namen von Loys de Cheseaux, ein Schweizer Astronom des 18. Jahrhunderts. Seine Arbeiten und seine Persönlichkeit sind ausserhalb eines kleinen Spezialistenkreises sehr wenig bekannt.
Jean-Philippe Loys de Cheseaux, in Lausanne am 4. Mai 1718 getauft, war der Sohn von Paul Etienne Loys und Estienne-Judith de Crousaz, die Tochter des Philosophen, Pädagogen und Mathematikers Jean-Pierre de Crousaz, der in Lausanne und dann in der Universität von Groningen in den Niederlanden lehrte. Die Familie Loys geht zurück zu Anselme de Grosleir oder Grossler, Bürger von Vevey gegen 1200. Die Kinder von einem seiner Nachkommen, Loys von Grossler, der in 1315 starb, behielten als Familienname nur den Vornamen ihres Vaters, Loys. Schliesslich in 1557, verkaufte der Staat Bern, der damalige Eigentümer der Herrschaft Cheseaux, diese an Loys. Daher der Name Loys de Cheseaux. Die Loys blieben Eigentümer dieser Territorien bis 1769, als diese Herrschaft in die Hände der de Boutes ging, und im 19. Jahrhundert zu den Goumoëns.
J.-Ph. Loys de Cheseaux hatte aussergewöhnliche Talente für die Wissenschaften insbesondere für Mathematik und Physik. Die Chronisten und Biographen erzählen, dass er mit 17 Jahren schon Memoiren zum Thema, unter anderem, über den Fall der Körper und über die Übertragung des Tones schrieb. Diese Memoiren wurden der Akademie der Wissenschaften in Paris von seinen Grossvater J.- P. de Crousaz geschickt. Sie wurden später in 1743 unter dem Titel "Physikversuche" veröffentlicht. Im selben Alter schrieb er an Jacques Cassini, Direktor des Observatoriums von Paris, um die Fehler aufzudecken, die durch letzteren in seinen Memoiren über Saturn und seine Satelliten gemacht wurden.
Loys de Cheseaux interessierte sich nicht nur für die Wissenschaften, sondern auch für die Philologie und für die Theologie. Ihm verdanken wir, unter zahlreichen Veröffentlichungen, auch die " kritischen Abhandlungen über den prophetischen Teil der Schrift", die " astronomische Bemerkungen über das Buch von Daniel", die Erwägungen zur "Wahrscheinlichkeit zur Dauer des menschlichen Lebens", und eine "Abhandlung über das Jahr der Geburt unseres Herrn und über jenes seines Todes".
In der Astronomie, bewies sich de Cheseaux als der Erste, der die Distanz zwischen den Sternen und der Erde als beträchtlich grösser schätzte als die der Planeten. Ausserdem war er das Erste, der eine allgemeine Berechnungsmethode der absoluten Distanzen von der Erde zu den nächsten Sternen aufstellte, indem er sich eine Methode vorstellte, für eine gültige Schätzung dieser Distanzen, ohne dass er die notwendigen Techniken und Methoden hatte, die Lichtintensität der himmlischen Gegenstände zu messen.
Die Distanz zu den nächsten Sternen, die er so erhielt, entsprach ungefähr der Wirklichkeit trotz der vereinfachenden Hypothesen der Methode. Sie bewies jedenfalls, dass die Sterne viel weiter von uns entfernt sind als die Planeten.
1743 entdeckte er einen Kometen, definierte seine Umlaufbahn, indem er die Grundsätze der Newtonmechanik anwendete, was seinerzeit neu war, und veröffentlichte in Lausanne ein Werk mit der Bezeichnung "Abhandlung eines Kometen" in 1744.
In einem Anhang seines Buches über seine Beobachtungen schlug er eine Lösung der Frage vor: "Warum ist der Himmel nachts dunkel? ".
Diese Frage, die sehr einfach und etwas exzentrisch für die Mehrheit scheint, weckte in der Tat ein sehr grosses Interesse, was unser Konzept über die Struktur des Universums betraf. Sie ist besser unter dem Namen "Paradox von Olbers" bekannt. In der Tat, war Olbers ein Arzt und deutscher Astronom, später geboren in 1758 in Bremen, und veröffentlichte seine Kommentare in diesem Zusammenhang erst gegen 1823, im Alter von 65 Jahren, zum Zeitpunkt, als er aufhörte, die Medizin zu praktizieren. Die zwei Astronomen haben ihre Hypothesen ganz unabhängig voneinander formuliert.
Entgegen seinen Vorgängern, erstatte de Cheseaux Bericht über die Situation unter einem Geometriegesichtspunkt, das heisst, dass die schwache Helligkeit der entfernten Sterne durch ihre grosse Anzahl kompensiert wird, und dass es nicht ausreichte zu sagen, dass die entfernten Sterne zu blass seien, um wahrnehmbar zu sein. Er schlug vor, dass die leeren Räume die leuchtende Energie der Sterne absorbieren müssen, so, dass diese Energie je nach ihrer Reise im Raum immer schwächer wird. Olbers stellte sich seinerseits vor, dass diese Absorption die Tatsache kalter Wolken von Gas und interstellarer Staub war. Die Lösung ist anderswo, da jedes Material, das diese Energie absorbiert, notgedrungen eine Temperaturerhöhung erfahren würde, die ihm seinerseits mit Energie strahlen lässt. Das Gleichgewicht würde zwischen der absorbierten Energie und jener gestrahlter entstehen.
Für die Astronomen des 18. Jahrhunderts war das Universum unendlich, statisch, und die euklidische Geometrie war dort immer anwendbar. Aber es ist gerade die Hypothese eines statischen euklidischen Universums, die man aufgeben muss. Das Paradox de Cheseaux - Olbers erklärt sich besser in der momentan zugelassenen Hypothese eines relativistischen Universums in Expansion, in dem die begrenzte Lichtgeschwindigkeit dem Universum einen bemerkbaren Horizont aufdrängt.
J.-Ph. de Cheseaux korrespondierte mit der Akademie der Wissenschaften von Paris, und war Mitglied der Königlichen Gesellschaft von London, von den Akademien von Stockholm, von Groningen und von St. Petersburg. In Anbetracht seines Renommees wurde er aufgefordert, die Direktion des Observatoriums von St. Petersburg zu übernehmen, aber aus Gründen der Gesundheit lehnte er ab. Er war in der Tat in delikater Verfassung und starb in Paris am 30. November 1751, im Alter von etwa dreissig Jahren.
(les photos prises depuis le sol sont de Louis Novatti)
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